FINIS MUNDI :

FRANKENSTEINS GENE

+ + + Eine globaldramatische Farce - von Olaf Brühl + + +


Endlich! 21. Jahrhundert! Der blutjunge Nobelpreisträger Dr. Stein entwickelt aus seinen Genen einen Menschenklon. Die Mächtigen sind sehr interessiert. Auch die Durchschnittsfamilie benötigt dringend gentechnisch designten Nachwuchs ... Frankensteins vernachlässigte Braut ist nicht so begeistert. Sie übt Kung Fu. Sogar Hitler taucht plötzlich auf, das kann kein Zufall sein. Gott singt. Wer ist Dr. Frank N. Steins Monster? Ist das alles nur Science fiction, oder was ... ?

Menschen- & FigurenTheater mit Sex, Horror & Crime: P 16.




Regie HEIKI IKKOLA Ausstattung KLAUS NOACK Musik DIETRICH PETZOLD



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Kritik von
Silke Nemuth

Am 27.03.03 feierte im Rahmen eines internationalen Symposiums anlässlich der 50. Spielzeit des Puppentheaters Dresden (TJG) das Stück Frankensteins Gene im Dresdner Rundkino seine Premiere. Thema des Symposiums: „Das Bild des Menschen im zeitgenössischen Puppen- und Figurentheater“ und die Spezies Mensch gibt in dem Stück von Olaf Brühl ein wahrlich düsteres Bild ab. Regie führte Heiki Ikkola.

Das Thema des Stückes hat es in sich. Man möchte es fast wie eine miefige Socke weit von sich strecken, denn dem Publikum wird gewissermaßen die ganze Abscheulichkeit der menschlichen Gesellschaft entgegen geschleudert. Da geht es um die Manipulation durch die Massenmedien, die Klimakatastrophe, Waffenhandel, Uniformität, menschliche Degeneriertheit und die Gentechnologie, die der Menschheit in dem Stück letztendlich den Garaus macht.

Mister Frank N. Stein steht im Mittelpunkt der Szenerie. Als blutjunger Wissenschaftler, ehrgeizig bis in die gegelten Haarspitzen, hält er endlich die Formel für das Klonen des Menschen in seinen Händen. Er hat es geschafft! Moralische Bedenken lässt er gar nicht erst aufkommen. Da hat auch seine vernachlässigte Verlobte Elly-Betty kein Wort mitzureden. Ihm geht es darum, die Fehlkonstruktion MENSCH zu perfektionieren. Gegen Geld hat er nebenbei natürlich nichts einzuwenden. Die Regierung um den zigarrensüchtigen Präsidenten ist hellauf begeistert. Nebenbei signiert der eine „unendlich gerechte“ Bombe nach der anderen, die ihm Dr. Cashcroft, der geheimste Geheimdienstchef vorlegt. Auch die Durchschnittsfamilie bildet sich vor dem Fernseher eine eigene Meinung und entscheidet sich selbstbestimmt für ein „designtes“ Baby aus dem Genlabor. Nur ein paar Spielverderber in Wollpullis stellen unbequeme Fragen. Vielsagend sind sie stark verkleinert dargestellt.


Foto: TJG Dresden

Während des Geschehen stellen sich philosophische Fragen ein. Spielt Gott im 21. Jahrhundert überhaupt noch eine Rolle? Ist das ewige Leben erstrebenswert? Haben der Mensch und die Natur in dem System des Marktes noch eine Chance?

Brühl sieht in seinem Stück diesbezüglich schwarz. Das Ende des Szenarios ist gleichzeitig das Ende der Welt. Aus dem Labor des Herrn Stein entweicht giftiger grauer Schleim, der sich ungehemmt über die Welt ausbreitet und alle Durchschnittsfamilien, und nicht nur die, in den Tod reißt. Am Schluss fällt der Blick auf eine unendliche Leere, doch da ist noch etwas: das kosmische Rauschen.

Und ... Gott?


Dresdner Blätt´l 14. Jahrgang / Ausgabe 7/2003 vom 16. April 2003





»Demnach hat jede natürliche Maschine das zu eigen, dass sie nie völlig zerstörbar ist, da nach beliebiger Zerstörung der groben Hülle immer ein noch nicht zerstörtes Maschinchen darunter steckt, wie bei der Gewandung des Harlekin, dem nach Ablegen vieler Kleider immer noch ein neues übrig bleibt.«
GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ


»Der Exorzist von heute ist das Monster von morgen.«
PETER HACKS


»Was schief gehen kann,
das geht irgendwann auch mal schief.«
MURPHYS GESETZ
- das eigentlich von FINAGLE ist (sic!)


»Man wird nicht als Frau geboren,
man wird dazu gemacht.«
SIMONE DE BEAUVOIR


»Weil die Macht der Akteure und Institutionen, die heutzutage die Herrschaft über Wirtschaft und Gesellschaft haben, auf einer außerordentlichen Konzentration sämtlicher Arten von (wirtschaftlichem, politischem, militärischem, kulturellem, wissenschaftlichem, technologischem) Kapital beruht. Diese Kapitalkonzentration bildet die Grundlage einer noch nie zuvor da gewesenen symbolischen Herrschaft, die vor allem über die Medien ausgeübt wird, wobei diese selbst und oft unwissentlich von den großen internationalen Kommunikationsagenturen sowie durch die Logik der sie zu Gegenspielern machenden Konkurrenz manipuliert werden.«
PIERRE BOURDIEU



7 dialoge


olaf brühl


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Kennst du den? Sucht einer den Globus ab. Fragt der andre: "Was suchst du denn da?" Antwortet der eine: "Ich suche ein Land, in das ich auswandern kann." - Sagt der andre: "Such´ dir einen neuen Globus!"